Protokoll der Sitzung vom 15. März 2022

 Entomologisches

Vortrag von Andrea Grill, Wien: «Wie überqueren alpine Tagfalter eine Strasse?»

Die Referentin, welche neben ihrer naturwissenschaftlichen Arbeit auch als Schriftstellering reüssiert, liest daher einleitend einige Seiten aus ihrem Roman «Das Paradies des Doktor Caspar» über Raupen und ihre Zucht vor, welches Parallelen zu ihrer eigenen Arbeit an der Universität enthält. Der folgende Vortrag basiert auf einer Arbeit der von ihr betreuten Masterstudentin A. Polic. Er beschreibt Forschungsresultate aus dem österreichischen Grossglocknergebiet. Die untersuchten Falter der Gattung Erebia kommen jedoch auch in der Schweiz vor.

Thema ist der Trenneffekt von Asphaltstrassen für Falter. Dieser ist grösser ist als man bei flugfähigen Insekten zunächst annehmen würde, allerdings nicht für alle Arten gleich. Wie Daten aus einem Projekt an der Universität Bern zeigen, sind grosse, hochfliegende Arten wie P. machaon wenig beeinträchtigt. Bei M. jurtina wurde jedoch deutliche Auswirkungen beobachtet. Bisherige Untersuchungen zum Thema beschränkten sich auf Vögel und Insekten ausserhalb von Berggebieten.

Das Untersuchungsgebiet ist die Touristenstrasse im Grossglocknergebiet. Es wurden sechs Arten der Gattung Erebia untersucht. Die Gattung ist artenreich und das Ergebnis einer Radiation während der Eiszeiten. Die Arten besiedeln unterschiedliche ökologische Nischen trotz gleicher Nährpflanzen (Gräser). Ihre Zucht ist schwierig, da viele von ihnen zweimal überwintern. Die Studie untersuchte die Durchlässigkeit der alpinen Landschaft für ein geflügeltes Insekt und seine Sensibilität gegenüber Hindernissen. Dabei wurde nach natürlichen (Bäume, Gebüsch und Geröll) und künstlichen (Strasse) unterschieden. Als Methoden kamen Fang-Wiederfang und visuelle Beobachtung zum Einsatz. Es wurden diverse Parameter für insgesamt 373 Falter erhoben und ausgewertet.

Die Ergebnisse zeigten, dass die meisten Tiere recht stationär waren. Falter im mittleren Lebensalter waren jedoch etwas mobiler. Für alle Arten ergab sich eine deutliche Barrierewirkung der Strasse im Vergleich zu anderen Grenzstrukturen. E. euryale und E. nivalis überquerten diese am ehesten, die anderen Arten jedoch deutlich weniger. Der Grund für die Hinderniswirkung ist offenbar die Oberfläche der Strasse und nicht der Verkehr. Die relativ geringe Mobilität der Falter ist anscheinend eine Anpassung an die windigen Verhältnisse im Gebirge. Somit verändern Strassen die Durchlässigkeit von Landschaften für Insekten.

Auf den Vortrag folgt noch eine Fragerunde.

Geschäftliches

Der Präsident lässt sich krankheitshalber entschuldigen. Helene Gurtner möchte dem EVB beitreten. Sie ist Schülerin und interessiert sich allgemein für Insekten sowie Naturfotografie. Der Beitrittsantrag wird ohne Gegenstimme genehmigt.

Varia

Anwesende

17 Mitglieder, 1 Gäste, Total 25 Personen

Schluss der Sitzung

21:05 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Der Kurzschwänzige und der Südliche Kurzschwänzige Bläuling – Ausbreitung im Tandem?

Der Kurzschwänzige Bläuling und sein südlicher Bruder gehören ebenfalls zu den Klimaprofiteuren unter den Tagfaltern und haben sich in den letzten Jahren insbesondere im Mittelland ausgebreitet. Der Kurzschwänzige und der Südliche Kurzschwänzige Bläuling – Ausbreitung im Tandem? weiterlesen

Der Weisse Waldportier – Der Grösste macht grosse Sprünge

Der Weisse Waldportier ist ebenfalls einer der Klimaprofiteure unter den Tagfaltern. Er hat sich vom Jura  her Richtung Mittelland und Nordalpen ausgebreitet. Der Weisse Waldportier – Der Grösste macht grosse Sprünge weiterlesen

Protokoll der Sitzung vom 2. 11. 2021

Entomologisches

Vortrag unseres Mitglieds Richard Wolf, Fribourg, und Christoph Vogel, Unterlangenegg: „Seidenspinner, Seide und Seidenstrasse“

Das breit gefächerte Thema des heutigen Vortrags teilen die Referenten in mehrere Abschnitte auf. Zunächst geben sie einen Überblick über die Arten- und Formenvielfalt der Seidenspinner aus den Familien Bombycidae und Saturniidae vor, darunter auch den Isabella-Spinner. Zur Seidengewinnung wurden mehrere Augenspinnerarten nach Europa eingeführt. Diese kommen hier jetzt verwildert vor. Viele Arten sind sehr groß und attraktiv gezeichnet, z.B. der bekannte Atlasspinner.

Im zweiten Teil wird auf die Seidenproduktion eingegangen, welche Herr Vogel aus seiner langjährigen Tätigkeit in der Textilindustrie kennengelernt hat. Die Haltung des Maulbeer-Seidenspinners in China reicht Jahrtausende zurück, die Ursprünge verlieren sich im Nebel der Mythologie. Die lange Domestizierung, Massentierhaltung und Selektion unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten hatte deutliche Auswirkungen auf den Falter. Dieser ist heute ein Haustier und hat seine Flugfähigkeit verloren.

Als nächstes werden die erstaunlichen Eigenschaften der Seide (u.a. die höchste Reissfestigkeit aller Naturfasern) und der sehr aufwändige Prozess der Aufzucht und Seidengewinnung vorgestellt. Auch die wirtschaftlichen Aspekte der Seidenherstellung werden erwähnt, eine spannende Geschichte einer frühen Globalisierung. In der Schweiz ist Seidenhandel seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen.

Der letzte Abschnitt des Vortrags befasst sich mit der Seidenstrasse, dem uralten, weitverzweigten Handelsweg zwischen China und dem Abendland. Herr Wolf berichtet von seinen Reisen auf der südlichen Seidenstrasse im Jahr 1976. Als junger Mann schloss er sich einer Gruppenreise an, welche mit einem Lastwagen und Zelten in drei Monaten bis Kathmandu gelangte. Über Istanbul und Anatolien führte der Weg nach Iran, wo unter anderem Isfahan und Persepolis aufgesucht wurden. Anschliessend durchquerten die Reisenden das damals noch friedliche Afghanistan und zogen durch den Norden Pakistans und Nordindien bis nach Nepal. Eine Einreise nach China war damals nicht möglich Diesen letzten Teil der Reise holte der Referent erst viele Jahre später nach.

Herr Vogel gewährt schließlich noch Einblicke in die nördliche Seidenstrasse, welche durch Zentralasien führt. Dort siedelt ein buntes Völkergemisch vorwiegend entlang der drei grossen Flüsse, welche das ansonsten wasserarme Gebiet durchziehen. Historische Gebäude in den großen Städten Buchara, Samakand, Chiva und Taschkent werden gezeigt.

Geschäftliches

Sara Schindhelm möchte dem EVB beitreten und stellt sich kurz vor. Sie ist Tierpflegerin und arbeitet in der Tierpflegestation Schloss Utzenstorf. Sie hat ein generelles Interesse an Insekten/ der Natur.

Varia

Anwesende

26 Mitglieder, 17 Gäste, Total 43 Personen

Schluss der Sitzung

22:30 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Bericht Insektenvielfalt in der Schweiz

Vor kurzem ist ein Bericht über den Zustand der Insektenvielfalt in der Schweiz erschienen, welcher das Insektensterben beleuchtet und Handlungsoptionen aufzeigt. Einige EVB Mitglieder haben Beiträge geliefert. Wir haben uns im EVB schon öfters mit dem Thema beschäftigt und dazu im Dezember 2019 auch eine Podiumsdiskussion organisiert.

Ein Blick in den Bericht der SCNAT lohnt sich auf jeden Fall!


Beitragsbild: Ausschnitt Titelbild des SCNAT Reports über die Insektenvielfalt in der Schweiz. CC BY-NC-ND 4.0 Thomas Marent, Neuenhof, Schweiz.

Der Brombeer-Perlmutterfalter – Aus Südwesten ist er gekommen

Der Brombeer-Perlmutterfalter (Brenthis daphne) kam vor 1990 in der Schweiz nur im Wallis sowie ganz lokal im Jura vor, wobei hier eine Verbindung zu einem Vorkommen im angrenzenden Frankreich bestand. Auch in den elsässischen Trockenwäldern war er verbreitet. Nun breitet er sich wie die anderen Klimaprofiteure in der Schweiz aus. Der Brombeer-Perlmutterfalter – Aus Südwesten ist er gekommen weiterlesen

«Natur braucht Stadt»: Der EVB macht an Umweltanlässen mit

Ende August und Anfang September beteiligte sich der EVB mit Informationsständen und öffentlichen Nachtfalter-Lichtfängen an mehreren Umweltanlässen, u.a. an «Natur braucht Stadt». «Natur braucht Stadt»: Der EVB macht an Umweltanlässen mit weiterlesen

[ONLINE] Zünsler & Co

Kleinschmetterlinge, wie dieser Zünsler der Familie der Pyralidae auf dem Beitragsbild, sind oft auffallend bunt gefärbt und häufig. Dennoch haben sie meist keine deutschen Namen.

An diesem Beamerabend ist jedes EVB-Mitglied dazu eingeladen, seine neusten Funde zu präsentieren oder auch nur ein paar Fotos zu zeigen. Unter anderem wird über den Schmetterling des Jahres 2021 berichtet, den Braunen Bär (Arctia caja).

Die Veranstaltung wird mit Zoom durchgeführt. Der Link wird vorher an die Vereinsmitglieder geschickt. Wer eine kurze Präsentation zeigen möchte wird gebeten, sich vorher mit dem Präsidenten in Verbindung zu setzen. Gäste sind willkommen, wir bitten jedoch um Anmeldung per E-Mail (über Kontakt).


Beitragsbild: Zünsler (Oncocera semirubella), aufgenommen im Garten. CC BY-SA 4.0 Felix Amiet, Solothurn, Schweiz.

[ONLINE] Aurorafalter & Co

Online-Diskussionsabend

Knallig orange auf der Flügeloberseite – und trotzdem gehört dieser Aurorafalter zu den Weisslingen! Ungeachtet dessen sind viele Arten dieser Schmetterlings-Familie nämlich recht bunt. Der Aurorafalter kann ab Mitte April beobachtet werden. Wir müssen uns also noch ein wenig gedulden.

An diesem Diskussionsabend ist jedes EVB-Mitglied dazu eingeladen, seine neusten Funde zu präsentieren oder auch nur ein paar Fotos zu zeigen.  Wer kann über frühe Entdeckungen im Jahr berichten?

Die Veranstaltung wird mit Zoom durchgeführt. Der Link wird vorher an die Vereinsmitglieder geschickt. Wer eine kurze Präsentation zeigen möchte wird gebeten, sich vorher mit dem Präsidenten in Verbindung zu setzen. Gäste sind willkommen, wir bitten jedoch um Anmeldung per E-Mail (über Kontakt).


Beitragsbild: Aurorafalter (Anthocharis cardamines) auf der Blüte einer Margerite in einem Garten. CC BY-SA 4.0 Rolf Pflugshaupt, Gümligen, Schweiz.