Protokoll der Sitzung des EVB vom 16.04.2024

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 16.04.2024 mit Vortrag.

Vortrag von EVB-Mitglied Francis Cordillot: Honigbiene: ungefährdet oder ausgestorben?
Im Projekt Swiss BeeMapping beobachten Personen ehrenamtlich Honigbienenstämme und melden die Informationen für die Populationsübersicht.

Die Grundlage für das Projekt bildete eine Inkonsistenz in der Roten Liste, da für die Honigbiene (Apis mellifera) kein Gefährdungsstatus definiert ist, aber auch keine Populationsstatistik existierte.
Aus den über die letzten 3 Jahre aufgenommenen Daten wurden die Überlebensraten und Populationsverteilung für verschiedene Habitate errechnet.

Der erste Schluss aus den Daten ist, dass die Honigbienenstämme nicht überlebensfähig sind, da die Reproduktionsrate zu tief ist um die Todesrate auszugleichen, vor allem die Überwinterung fordert mehr als viele der Schwärme liefern können.

Mit dem 1. Datensatz des Pilotprojekts von 2021-2023 ist das Projekt gut gestartet und wird nun bis auf weiteres jährlich Durchgeführt.

Wir bedanken uns bei Francis für diesen Einblick in sein Projekt zur Arterhaltung der Honigbiene.

Geschäftliches

Varia

Anwesende

ca. 24 Mitglieder, 20 Gäste, Total 44 Personen

Schluss der Sitzung

22:00 Uhr, der Sekretär, Simon Burkhalter

Protokoll der Sitzung des EVB vom 02.04.2024

Entomologisches

Protokoll der Sitzung vom 2. April 2024

Inspiriert durch den Vortrag von Jürg Schmid erzählt Herr Wymann von der Geschichte „Das Nachtpfauenauge“ von Hermann Hesse.
Weiterhin brachte er die Diskussion auf die verschiedenen Formen des Kleinen Nachtpfauenauges (Saturnia pavonia).
Die Arten im Süden und Norden der Schweiz sind nicht kompatibel. Sie können sich zwar fortpflanzen, aber die F1 Generation ist unfruchtbar.
Im Süden wurde die „Übergangsform“ durch Genitalien und Kern-DNA zur eigenen Art erklärt (Taxon Meridialis).
Das kleine Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia) und das südliche kleine Nachtpfauenauge (Saturnia pavoniella) verhalten sich bei der gemischten Copula sehr merkwürdig.
Die Weibchen legen keine oder nur eine sehr reduzierte Anzahl Eier und sie fangen nach der Copula sofort wieder an zu locken.

Herr Wolf erzählt uns von seiner Interaktion mit der Redaktion von Pro Natura.
Auf einer Werbung von Gesal für ein Insektizid ist ein Bild von einem Falter, der dem Gelbringfalter sehr gleicht.

Darauf schrieb Herr Wolf einen Brief an Pro Natura mit dem Aufruf zum Protest bei Gesal.
Die Antwort von Pro Natura war sehr defätistisch und sie verzichten auf das Schrieben eines

Herr Albrecht bring Informationen von Gunnar Brehm über ein Projekt für die Entwicklung von Kamerafallen mit der groben Auswertung/Bestimmung der beobachteten Tiere mit Hilfe von KI.
Die Anlage kann die ganze Nacht aufnehmen und bis hinunter zu den grossen Mikro-Faltern zählen/bestimmen.
Er fragt nach einer Signalisierung des Interessen an einem eventuellen Kauf einer Anlage, durch einen Brief des EVB’s, zur Hilfe der Forschungsfinanzierung.
Der Vorstand bespricht dies noch.

Herr Baur stellt einen Teil der Sammlung des Museums vor.
Diese Sammlung wurde von Hofwil gespendet und ist nun in Bearbeitung.
Die originalen Kästen werden fotografiert und nummeriert, dannach werden die Exemplare in neue Kästen überführt und etikettiert.
Diese alten Sammlungen sind sehr wertvoll für die Nachverfolgung der genetischen Entwicklung von Populationen.

Geschäftliches

Herr Streit erhebt Einwand gegen den Beschluss zum Beitritt in «Natura Belpmoss» an der Hauptversammlung.
Seine Hauptargumente sind, dass der Beitritt in andere Vereine nicht mit den Statuten übereingeht und dass die Abstimmung nicht korrekt war, da diese nicht in den Traktanden aufgeführt war.
Er bittet den Vorstand zur Rücknahme des Beitritts und zur Ungültigerklärung der Abstimmung.

Der Vorstand entschuldigt sich dafür, wie das Thema an der Hauptversammlung behandelt wurde.
Die Abstimmung wird als Konsultativabstimmung angesehen und das Thema wird an der HV 2025 nochmals Traktandiert.

Herr Mosimann lässt EVB-Logo von Natura Belpmoos Website entfernen.

Varia

Anwesende

21 Mitglieder

Schluss der Sitzung

21:45 Uhr, der Sekretär, Simon Burkhalter

Protokoll der Sitzung des EVB vom 19.03.2024

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 19.03.2024 mit Vortrag.

Vortrag von Jürg Schmid: «Gebirgs-Schmetterlinge – Anpassung und Überleben in einer harschen Umgebung».

Der Referent präsentiert die verschiedenen Biotope in den Schweizer Bergen und welche Anpassungen diese in den bewohnenden Spezies ausgelöst haben. Die vorgestellten Gebiete beziehen sich über die montanen (1000-1700 MüM), subalpinen (1700-2000 MüM), alpinen (2000-2500 MüM), subnivalen (2500-3000 MüM) und nivalen Zonen (>3000 MüM).

Der Referent behandelte die abnehmende Artenvielfalt mit ansteigender Höhe. Die bestehende Annäherung geht von einer Abnahme von einer Art pro Höhenmeter aus.

In der submontanen und montanen Region ist die Spezialisierung auf verschiedene Pflanzenteile schon sehr hoch. Als Beispiel stellte der Referent 3 Arten vor welche die Alpine Margerite als Nährpflanze bewohnen. Davon lebt eine in der Blüte, eine andere im Blatt und die 3. In den Wurzeln.

Der Referent präsentierte auch die abnehmende Vegetation mit zunehmender Höhe. Ab ca. 2800 MüM ist diese auf einzelne Pflanzenpolster mit einer geringen Varietät beschränkt. Fluglosigkeit der Weibchen ist bei Arten in dieser Höhe und höher sehr verbreitet. Dies wird auf den Schutz der Weibchen vor plötzlichen Windstössen und die Konservation der Energie für die Eiablage zurückgeführt.

Der Referent sprach über Wehrli’s Gletscherspanner (Psodos wehrlii) die einzige bekannte nivale Art. Vor den 80er Jahren wurde diese auf ca. 3250 MüM gefunden. Bei der Rückkehr zum alten Fundort konnten keine Vertreter aufgefunden werden. Später stieg der Referent aber auf 3440 MüM in die Nähe des zurückgegangenen Gletschers, wo er schlussendlich doch noch fündig wurde.

Geschäftliches

Auf dem Vereinskonto, welches als Privatkonto gilt, erhalten wir 0.0% Zinsen.

Varia

Anwesende

26 Mitglieder, 22 Gäste, Total 48 Personen

Schluss der Sitzung

21:30 Uhr, der Sekretär, Simon Burkhalter

Protokoll der Hauptversammlung des EVB vom 5.03.2024

Geschäftliches

Protokoll der Hauptversammlung des EVB vom 5.03.2024.

Bericht der Präsidentin

Vor allem organisatorische Tätigkeiten, hat neun Newsletter geschrieben. Dieser hat 151 Abonnenten und eine Öffnungsrate von 69%.

Bericht des Sekretärs
    1. Administratives

Mitgliederbestand: 117 (+5) Aktivmitglieder, 9 (+1) in Ausbildung und 21 (+1) Ehrenmitglieder, Total 147 Mitglieder (+7).

Besucher (inkl. Gäste)

  2023 2022
Durchschnitt 32.8 (+9.4/ +40%) 23.4
Maximum 90 36
Minimum 18 12
Gesamt 427 327

Alle Sitzungen fanden wieder vor Ort am Museum statt.

Mutationen seit der letzten Hauptversammlung
Aufnahmen: Beat Glauser, Simon Burkhalter (18.4.), Markus Tobler (17. 10.), Nina König, Johanna Pulver (21.11.), Adrien von Viraq (5.12.), Bettina Blatter, Niklaus Mauerer, Monique Streit.
Austritte: Christine Thomet, Christian Peek
Verstorben: Ernst Kobel

Präsidentin: Sarah Rohr, Sarah Rohr, Holzacher 103, 1713 St. Antoni, Tel.: 079 521 55 61
Vizepräsidium: Hannes Baur
Sekretär: Martin Albrecht
Kassier: Marc Neumann
Bibliothekar: Bernhard Jost
Webmaster: Hannes Baur
Beisitzer: Dr. Lukas Straumann

Vereinslokal: Naturhistorisches Museum, Bernastrasse 15, 3005 Bern

Vertreter bei der SEG: Marc Neumann.

    1. Vereinsausflug

Der Vereinsausflug des EVB fand am 24. Juni 2023 in die Chlus oberhalb von Boltigen im Simmental statt, es nahmen 18 Mitglieder teil.

    1. Vortragsprogramm im Jahr 2023 (vom 17. 01. bis 5. 12. 202)
17. Januar Lisa Fisler: Die Schwebfliegen – Spannende kleine Zweiflügler
7. Februar Raymond Guenin: Zygaenologische Streifzüge – Die Widderchen im Alpenraum
7. März Hauptversammlung
21. März Bähram Alagheband: Lateinamerika, ein Insektenhotspot
4. April Beatrice Scheidegger: Mein Schlüsselerlebnis zu den Herzen der Wildbienen
2. Mai Elias Samuel Trachsel: Gehören wir noch zusammen? Sekundärkontakte beim Lilagold-Feuerfalter
7. November Jean-Yves Humbert: Conservation and restoration of grassland invertebrates (Erhaltung und Aufwertung der Insektenfauna auf Grünflächen)
21. November Rolf Pflugshaupt: Fundstücke aus Dateien und Diasammlungen
5. Dezember Nora Dalüge: Förderung der Lichtwald-Schmetterlinge auf der Schwäbischen Alb

Der Bericht wird ohne Gegenstimme genehmigt.

Bericht des Kassiers

Die Kassenlage ist weiterhin gut, Einnahmen in Höhe von CHF 5‘082.11 stehen Ausgaben von CHF 4‘432.74 gegenüber, daraus resultiert ein Gewinn von CHF 649.37. Das Vereinsvermögen beträgt CHF 10‘002.86. Neben Einnahmen und Ausgaben wird das Budget für das nächste Jahr vorgestellt.

Eine Mitgliedschaft ist wegen ausbleibender Beitragszahlungen erloschen.

Der Bericht wird ohne Gegenstimme genehmigt.

Bericht des Bibliothekars
    1. Bibliotheksbenutzung

Wie im Jahr 2022 war auch im Jahr 2023 die Benutzung der Bibliothek auf tiefstem Niveau.

    1. Abonnierte Zeitschriften

Im Laufe des Berichtsjahrs von März 2023 bis Februar 2024 sind total 2 Hefte bei uns eingetroffen:

    • Entomo Helvetica, 16/2023
    • Fauna Helvetica 34/2023 Bombyliidae

Der Bericht wird ohne Gegenstimme genehmigt.

Frau Streit hat sich bereit erklärt, die Vereinsbibliothek zu sichten und zu inventarisieren, so dass die Angaben elektronisch vorhanden sind.

Bericht des Webmasters

Unsere Homepage hatte im letzten Jahr ca. 7300 Besucher und 16.000 Aufrufe. Die Zahlen sind im üblichen Rahmen, wobei die Tendenz bei den Besuchenden erfreulicherweise leicht steigend ist.

Die Anzahl der publizierten Artikel war letztes Jahr gering, was mit den technischen Schwierigkeiten bei der Website zusammenhängt. Die Website muss wegen eines WordPress-Updates neu aufgebaut werden

Der Bericht wird ohne Gegenstimme genehmigt.

Vorstandswahlen (Ersatzwahl Sekretär)

Der bisherige Sekretär bittet darum, ihn von seiner Funktion abzulösen. Simon Burkhalter stellt sich für das Amt zur Verfügung. Er studiert Biochemie und hat Berufserfahrung im IT-Bereich. Er wird einstimmig gewählt.

Jahresbeitrag

Die Kassenlage und das geplante Budget erlauben weiterhin die Beibehaltung des bisherigen Beitrags. Der Antrag des Vorstandes, den Mitgliedsbeitrag unverändert bei CHF 25,- bzw. 5,- zu belassen (Ehrenmitglieder frei) wird ohne Gegenstimme angenommen.

Ehrenmitgliedschaften und Jubiläen

Die Ehrungen für Vereinsjubiläen werden auf das Folgejahr verschoben.

Michael Geiser wird zum Ehrenmitglied des EVB ernannt. Laudatio von Christoph Germann im Anhang.

Entomo Helvetica/SEG

Die bisherigen Statuten der EH waren überarbeitungsbedürftig. Herr Baur hat zusammen mit Daniel Burckhardt neue Statuten geschrieben. Dabei wurden insbesondere finanzielle Aspekte geregelt zum Schutz der individuellen mitwirkenden Personen. Es wird abgestimmt, ob die Mitglieder mit dieser Entwicklung einverstanden sind (angenommen mit zwei Enthaltungen). Zusätzlich zu den Statuten gibt es noch ein Gründungsprotokoll zur Regelung von Details. Die Präsidentin und Herr Baur werden gebeten, ihre Arbeit zur Gründung des EH-Vereins fortzusetzen.

Vereinsausflug 2024

Herr Baur schlägt das Goms bei Bitsch vor. Alternativvorschlag ist der Randen. In der Abstimmung obsiegt das Goms mit 16 gegen 5 Stimmen. Als Termin wird der 6. & 7. Juli festgelegt.

Statutenänderungen

Keine.

Varia

Herr Mosimann stellt Natur Belpmoos vor, eine Organisation, die sich den Schutz der Flächen am Flughafen vor einer Überbauung durch Photovoltaikanlagen zum Ziel gesetzt hat. Die Grösse beträgt 21 Hektaren, aber durch jahrelange falsche Bewirtschaftung sehr blütenarm. Eine Ausweisung als TWW-Fläche war in der Diskussion. Ein Engagement des EVB im Sinne von Natur Belpmoos wird mit 18 Ja-Stimmen bei 3 Nein und 1 Enthaltung angenommen.

Herr Roesti vermisst die Verlesung des Protokolls an den Sitzungen und bedauert, dass die frühere Aufnahmeprozedur mit persönlicher Vorstellung der Neumitglieder an den Sitzungen nicht mehr stattfindet. Die Abschaffung der Verlesung ist das Ergebnis einer Mitgliederbefragung. Der persönliche Kontakt unter den Mitgliedern ist weiterhin sehr erwünscht. Die persönlicher Vorstellung ist weiterhin möglich. Abstimmung für die Wiederaufnahme der Protokollverlesung: 10 Ja, 4 Nein, 10 Enthaltungen.

Herr Wolf verschenkt aus seiner Sammlung einige seltene Bärenspinner (A. flavia, P. matronula).

Anwesende

28 Mitglieder, 0 Gäste, Total 28 Personen

Schluss der Sitzung

22:25 Uhr, der Ex-Sekretär, Martin Albrecht

 

Laudatio für Michael Geiser unser neues Ehrenmitglied

Geboren 1985 verbrachte Michael Geiser seine Jugendjahre im Luzernischen in Roggliswil. Bereits damals, in seinen jugendlichen Jahren, war Michael den Käfern hoffnungslos verfallen und im Gymi als «Doktor Würmli» wertgeschätzt! Folgerichtig wählte Michael das Biologiestudium und ist am 1. November 2005 als Student in den EVB aufgenommen worden. Michael studierte von 2004-2009 Biologie an der Universität Basel, seinen Abschluss machte er in Ökologie und Naturschutzbiologie. Gleich anschliessend nahm Michael seine Doktorarbeit am Institut für Umweltwissenschaften an der Uni Basel auf und schloss diese im 2014 ab, kurz nach (!) Antritt seiner Stelle als Kurator am Natural History Museum in London, welches die weltweit mächtigsten und kostbarsten Sammlungen an Käfern beherbergt.

Seit 2013 ist Michael also «unser Käfermann in London», einer von mehreren Kuratoren innerhalb der Life Sciences und spezifisch zuständig für Käfer, genauer für die Elateroidea (Schnellkäferartige) und Chrysomelidae (Blattkäfer).

Schon vor seiner Dissertation hat sich Michael als weltweit einziger Spezialist für Prionoceridae einen Namen gemacht und bereits während seines Studiums mehrere neue Arten beschrieben. Daneben spezialisierte er sich auf die «Malacodermata», quasi die «weichelytrigen» Käfer wie u.a. die Cantharidae (Weichkäfer), Lampyridae (Leuchtkäfer), Melyridae, (Wollhaarkäfer) und Phengodidae (Federleuchtkäfer).

Auch bereits während seines Studiums war Michael auf drei Expeditionen nach Laos dabei, dies von Basel aus mit dem 2012 verstorbenen Basler Käferkurator Michel Brancucci. Danach folgten Expeditionen nach Guyana (2014) und in die Elfenbeinküste (2016). Seine Entdeckungen publiziert Michael seit seinem 22sten Lebensjahr; bis heute sind rund 50 Artikel in Fachzeitschriften zusammengekommen.

Breites Käfer-Knowhow

Michaels Kenntnisse innerhalb der Käfer erstrecken sich nicht nur auf seine Spezialgebiete, nein, besonders auch vernachlässigte und unauffällige Käferfamilien kennt Michael besser als die meisten KoleopterologInnen. So sind Nachfragen beim Vorsortieren von schwierigen Käferfamilien wie den Pilzkugelkäfern, komischen Kurzflügelkäfern oder Faulholzkäfern meistens von Erfolg gekrönt. Zudem ist Michael auch auf Internetplattformen wie iNaturalist und Facebook sehr aktiv und hilft bei besonders schwierigen Fällen kompetent weiter.

Nebst seiner Mitgliedschaft im EVB ist Michael auch bei der «Coleopterists Society, United States» dabei, langjähriges Mitglied in der Entomologischen Gesellschaft Basel, bei der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft, und beim Wiener Coleopterologenverein.

Selbst ein «Käfermensch» schätze ich Michael Geiser als herausragenden Kenner der Käfer, als äusserst hilfsbereiten Fachkollegen und als verlässlichen Exkursionspartner, auch unter suboptimalen Witterungsbedingungen und im Gebirge!

Christoph Germann, 29.2.2024

Protokoll der Sitzung des EVB vom 20.02.2024

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 16.01.2024 mit Vortrag.

Vortrag von Christian Roesti, Bern: «Das spannende Leben der Steinfliegen».
Der Referent – infolge eines Schlüsselbeinbruchs motorisch gehandicapt – hat diese Insektengruppe jahrelang studiert und 2021 ein umfangreiches Buch über sie veröffentlicht. Zudem wurde eine AG Steinfliegen/Wasserinsekten gegründet. Wegen ihrer Lebensweise sind die Steinfliegen eher unbekannt. Für ihre Bestimmung ist meist ein Binokular und Genitaluntersuchung notwendig, Larven können auch anhand ihrer Kopfzeichnung identifiziert werden. In der Schweiz gibt es sieben Familien mit bisher 130 bekannten Arten. Sie werden oft mit den Köcher- und Eintagsfliegen als „EPT“ (Ephemeroptera, Plecoptera, Trichoptera) bezeichnet. Die grösste einheimische Art ist 4 cm lang. Massenwechsel sind typisch für viele Arten. Die hemimetabole Entwicklung erfolgt in Gewässern, auch die Imagines sind meist in deren Nähe anzutreffen. Sie sind nachtaktiv, auch das Schlüpfen erfolgt meist nachts.

Die Tiere kommunizieren über artspezifische Vibrationen, was mit einigen Videos illustriert wird. Es gibt Duette von Männchen und Weibchen, was eine Voraussetzung für die Paarung ist. Diese dauert ca. 20 Minuten. Die Weibchen legen mehrere Hundert Eier in einem Sekrettropfen ab. Die Imagines ernähren sich von Honigtau oder Algenbelägen. Die meisten Arten sind in alpinen und subalpinen Gewässern zu finden. In den Flachlandflüssen sind einige Arten wegen der früheren Wasserverschmutzung ausgestorben.

Geschäftliches

Varia

Anwesende

ca. 30 Mitglieder, 7 Gäste, Total 37 Personen

Schluss der Sitzung

21:25 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Protokoll der Sitzung des EVB vom 16.01.2024

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 16.01.2024 mit Vortrag

Vortrag von Daniel Burckhardt, Naturhistorisches Museum Basel: «Blattflöhe, wenig bekannte Pflanzenläuse».

Der Referent aus Basel präsentiert eine Gruppe, die definitiv nicht zu den Lieblingskindern der Entomologinnen und Entomologen gehört. Die Blattflöhe gehören systematisch zu den Hemiptera, sind also mit den Wanzen verwandt, haben eine Grösse von einem bis zehn Millimetern, sind stets geflügelt, pflanzen sich geschlechtlich fort und haben eine hemimetabole Entwicklung. Sie haben stechend-saugende Mundwerkzeuge und ernähren sich von Pflanzensäften, dabei sind sie mono- oder oligophag. Weltweit sind etwa 4’000 Arten beschrieben worden. Die Blattflöhe können bakterielle Krankheiten auf Pflanzen übertragen. Sie scheiden den aufgenommene Zuckersaft zum Grossteil wieder aus, Bienen sammeln diesen als Substrat für die Honigproduktion. Blattflöhe produzieren ausserdem Wachs. Sie sind von Endosymbionten bewohnt (Bakterien).

Der Referent präsentiert eine phylogenetische Analyse der Gruppe sowie einige Fossilien aus Bernstein. Die Gesamtartenzahl weltweit wird auf 8’000 Arten geschätzt mit Schwerpunkt in der Neotropis. In der Schweiz kommen 150 Arten vor, es gibt einige artenreihe Gebiete (z.B. Pilatus). Die Blattflöhe konzentrieren sich auf bestimmte Wirtspflanzenfamilien, es gibt jedoch keine Cospeziation mit Pflanzen.

Einige Arten der Blattflöhe sind Schädlinge, sie befallen Nutzpflanzen. Ev. könnte man sie zur biologischen Kontrolle invasiver Pflanzen eingesetzen (z.B. Akazie). Sie haben ihrerseits zahlreiche Feinde, darunter Käfer und Wanzen, sowie Parasitoide wie Erzwespen. Als Folge des Klimawandels breiten sich mediterrane Arten nach Norden aus. Ferner kommt es zur Einschleppung exotischer Arten mit Pflanzen.

Geschäftliches
Varia

Anwesende

26 Mitglieder, 2 Gäste, Total 28 Personen

Schluss der Sitzung

21:20 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Protokoll der Sitzung des EVB vom 5.12.2023

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 5.12.2023 mit Vortrag von Nora Dalüge, Abteilung Waldnaturschutz, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg i.Br.: «Förderung der Lichtwald-Schmetterlinge auf der Schwäbischen Alb»

Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf Massnahmen für den Naturschutz im Wald. Frühe und späte Sukzessionsstadien im mitteleuropäischen Wald sind artenreich, daher ist eine Förderung lichter Wälder gut für die Biodiversität. Diese entstanden als Kulturlandschaft, für ihre Erhaltung sind daher Eingriffe nötig, z.B. Mittel-/Niederwald- und Streunutzung, Waldweide und Übergangsstrukturen zum Offenland.

In diesen Wäldern leben in Baden-Württemberg zwei spezielle Widderchenarten, nämlich Zygaena angelicae elegansund Z. fausta. Z. a. elegans ist eine endemische Unterart entlang des Albtraufs, sie hat kleine Populationen und rückläufige Bestände. Ihre Nahrungspflanze ist Coronilla coronata. Diese benötigt halbschattige Bereiche. Auflichtungsmassnahmen führen zu Vergrößerung der Population. Nach dem Ausbau eines Waldweges kam es zu einem starkem Populationswachstum, wahrscheinlich wegen schneller Entwicklung von mehrjährigen Diapauseraupen.  Z. fausta besiedelt dieselben Habitate, diese Art wanderte nacheiszeitlich aus südwestlicher Richtung ein, Z. angelicaedagegen aus Nordosten. Auch Z. fausta reagiert gut auf Pflegemassnahmen.

Eine weitere Art licher Wälder ist Coenonympha hero. Diese Art wird noch lokal auf der baden-württembergischen Ostalb gefunden. Sie besiedelt die Saumphase in Mittelwäldern. Der Falter ist selten und stark zurückgegangen. Auf der Ostalb konnte sie sich auf Sturmwurfflächen halten. Sie braucht Windschtuz und ungemähte, schütter bewachsene Bereiche.

Nützliche Massnahme ist ein Eichenmittelwaldkonzept zum Artenschutz. Problem ist jedoch der Abtransport des bei den Pflegeeinsätzen anfallende Materials. Zwei Standorte ohne Mittelwaldtradition wurden ausgewählt. Bei beiden gab es eine positive Entwicklung nach Hieb, aber die Populationen sind immer noch klein. Auf einer der Flächen konnte sowohl eine Population von Z. osterodensis profitieren, und es tauchte auch C. hero dort auf.

Die Referentin weist darauf hin, dass Eingriffe im Wald immer Erläuterungen für die Bevölkerung benötigen und alle Massnahmen den Staatswald betreffen. Beweidung würde in den Gebieten bisher nicht eingeführt (Tierhalter fehlen und die Förster sind nicht begeistert davon. Auf das Referat folgt eine angeregte Diskussion.

Geschäftliches

Ein neues Mitglied, Adrien von Virag, stellt sich kurz vor. Er ist unter Anderem Imker beim Bee Institut und interessiert sich neben Honigbienen auch für die Biodiversität allgemein.

Varia

Herr Neumann weist auf die von ihm konzipierte Spurenausstellung im Museum Solothurn hin.

Anwesende

13 Mitglieder, 5 Gäste, Total 18 Personen

Schluss der Sitzung

21:00 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Protokoll der Sitzung des EVB vom 21.11.2023

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 21.11.2023 mit Vortrag unseres Ehrenmitglieds Rolf Pflugshaupt: «Fundstücke aus Dateien und Diasammlungen»

Wie angekündigt zeigt der Referent zahlreiche Fotos und einige Videos aus seinen langjährigen Beobachtungen der Insektenwelt, insbesondere solche Tiere von besonderer Schönheit, noch nie gezeigtes Material und Aufnahmen, die mit kleinen Geschichten verbunden sind. Zum Einstieg stellt er den Aurorafalter vor, der nur mit Glück mit der Kamera zu erwischen ist sowie den Blauschwarzen Eisvogel, welchen er in Südfrankreich ablichten konnte. Auch der Nagelfleck ist schwierig zu fotografieren, Herrn Pflugshaupt gelang es durch den Fund einer Copula. Als Beispiele besonders schöner Falter zeigt er den Buchenkahnspinner und den Harlekin-Bär.

Im bunten Reigen der Sechsbeiner folgen Hornissen, Hornissenschwärmer und weitere Glasflügler. Auch Käfer finden sich im Fundus: Alpen- und Zimmermannsbock, Pracht-, Schild- und Bienenkäfer. Diesen schliessen sich Ameisen, Wildbienen und ihre Parasiten an. Auch verschiedene Fliegen werden präsentiert und das Brutfürsorgeverhalten von Wespen und Wegwespen, wobei sich der Referent als genauer Beobachter erweist. Sehr eindrücklich das Video von einer Wespe, die sich so lange an einem zähen Stück Hamme zu schaffen macht bis sie genug für den Nachwuchs im Nest zusammen hat.

Auch die seltene Sägeschrecke hat Herr Pflugshaupt mit der Kamera festgehalten, dazu Goldschrecken in verschiedenen Farben, die bizarre Nasenschrecke und einen Skolopender. In Südfrankreich fand er die rare Steinschrecke. In dieser Gegend stieg er wiederholt in einem Hotel ab, in dessen Umgebung Geckos, verschiedene Arten von Gottesanbeterinnen sowie diverse Netzflügler vorkamen. Neben interessante Wanzen gab es zudem den Südlichen Grasbär, die Gelbhalstermite und den nicht oft beobachteten Tarsenspinner. Platanen waren ein Mekka für viele sechsbeinige Bewohner. Gegen Ende des Vortrags zeigt der Referent dann noch einige Spinnentiere: Spring- und Krabbenspinne, Dornfinger, Tapezier- und Röhrenspinne, Dornfinger, Wespenspinne, Tarantel und die sog. «Nosferatuspinne».

Geschäftliches

Zwei Neumitglieder stellen sich vor. Nina König hat Biologie studiert und interessiert sich vor allem für Hymenopteren. Johanna Pulver hat insbesondere Interesse an Spinnen.

Varia

Anwesende

19 Mitglieder, 11 Gäste, Total 30 Personen

Schluss der Sitzung

21:35 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

 

Protokoll der Sitzung des EVB vom 7.11.2023

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 7.11.2023 mit Vortrag von Jean-Yves Humbert, Institut für Ökologie und Evolution, Universität Bern: Conservation and restoration of grassland invertebrates (Erhaltung und Aufwertung der Insektenfauna auf Grünflächen)

In seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag geht der Referent zunächst auf die bekannte «Krefeld-Studie» zum Rückgang der Insekten ein und weist darauf hin, dass diese nur eine Sampling-Methode umfasste und vorwiegend Fliegen in die Auswertung einbezogen hat sowie nur die Biomasse berücksichtigte. Eine auf der Verbreitung basierende Schweizer Studie ergab dagegen keine einheitlichen Trends. Der European Grassland Butterfly Indicator zeigt eine rückläufige Entwicklung.

Eine Untersuchung der Auswirkungen von Mahd und mechanischer Aufbereitung des Schnittguts ergab bis zu 80% Individuenverluste bei Heuschrecken. Um diese zu verringern wird empfohlen, ungemähte Bereich zu belassen. Biodiversitäts-Förderflächen im Agrarland bieten eine Chance für extensiv genutztes Grünland. Mit dem «Grassland Management Project» der Universität Bern wird die Wirksamkeit dieser Flächen langfristig untersucht. Mit dem «Grassland Restoration Project» wird ein radikaler Ansatz verfolgt, artenreiches Grünland wiederherzustellen. Dafür wird der Boden umgebrochen und Heu oder Pflanzensamen von anderen Standorten transferiert.

Dem Vortrag folgt eine angeregte Diskussion.

Geschäftliches

Varia

Anwesende

19 Mitglieder, 8 Gäste, Total 27 Personen

Schluss der Sitzung

21:00 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

 

Protokoll der Sitzung des EVB vom 17.10.2023

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 17.10.2023

Herr Wolf hat eine Lithografie der Stadt Bern im Jahr 1895 mitgebracht welche die Stadt und ihre damals noch völlig unbebaute Umgebung sehr präzise darstellt.

Herr Alagheband arbeitet in seinem Beruf beim Schweizer Fernsehen an Beiträgen über Insekten, welche vorwiegend auf Youtube veröffentlicht werden sollen und zeigt erste Resultate.

Ab dem 3. November gibt es am Museum eine Ausstellung zum Thema «Insektensterben».

Geschäftliches

Herr Tobler ist dem Verein neu beigetreten, er ist Biochemiker und gestaltet seinen Garten in Lyss insektenfreundlich um.

Herr Baur schlägt die Anschaffung eines Buches über den Schmetterlingssammler A. Meek vor. In der Sammlung des Museums Bern befinden sich zwei von ihm gesammelte Falter von Ornithoptera alexandrae, des grössten Tagfalters der Welt. Diese gelangten via Herrn Frölich aus Sumiswald ins Museum.

Nach jahrelanger Vorbereitung kann Herr Guenin den Abschluss seines Meisterwerks über die Rot- und Gründwidderchen des Alpenraums verkünden und das vor kurzem erschienene Buch auch bereits präsentieren. Dieses wurde am Museum verlegt und umfasst 1000 höchst lesenswerte Seiten. Schwerpunkt ist die sichere Bestimmung der Tiere (sehr wichtig gerade im Hinblick auf die im gleichen Tempo wie die Biodiversität schwindende Anzahl ihrer Kenner), es finden sich aber auch zahlreiche Rückblicke auf historisch bedeutende Literatur darin. Die Anwesenden zeigen sich gebührend beeindruckt ob dieser herausragenden Leistung.

Im Sommer 2023 verstarb unser langjähriges Mitglied Ernst Kobel (geboren 1925). Herr Huber, der ihn sehr gut kannte, würdigt den Verstorbenen. Er trat 1959 in den Verein ein und blieb im 64 ½ Jahre lang treu. 1995 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Er stammte aus dem Emmental und machte zunächst eine Ausbildung als Wagner, arbeitete aber anschliessend einige Jahre im Gleisbau. Anfang der 1950er Jahre heiratete er und hatte mit seiner Frau drei Kinder, von denen das erste jedoch früh verstarb. Seine Frau Erika war literarisch und musisch interessiert und engagierte sich in der Frauenbewegung.

Ab 1954 bis 1989 arbeitete Herr Kobel als Laborant bei der heutigen Swisslube. Er begann früh zu fotografieren und hatte ein gutes Auge für Motive, insbesondere Strukturen. Viele Jahre war er mit dem Zürcher Professor Schweingruber befreundet. Entomologisch interessierte er sich vor allem für Käfer, insbesondere Histeridae (Stutzkäfer). Diese ernähren sich vor allem von Fliegenmaden an Kadavern. Dieser beim Sammeln zwangsläufig anrüchigen Tätigkeit ging er mit gutem Erfolg nach. Neben der Fotografie fertigte er auch gekonnt Zeichnungen an und war mit dem Emmentaler Kunstmaler Werner Gfeller befreundet, dessen Haus er auch übernehmen konnte.

Ernst Kobel im September 2022 im Alter von 96 Jahren. Aufnahme: Mathias Kobel.
Varia

Anwesende

28 Mitglieder, 1 Gast, Total 29 Personen

Schluss der Sitzung

21:35 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht