Entomologisches
Vortrag von Andrea Grill, Wien: «Wie überqueren alpine Tagfalter eine Strasse?»
Die Referentin, welche neben ihrer naturwissenschaftlichen Arbeit auch als Schriftstellering reüssiert, liest daher einleitend einige Seiten aus ihrem Roman «Das Paradies des Doktor Caspar» über Raupen und ihre Zucht vor, welches Parallelen zu ihrer eigenen Arbeit an der Universität enthält. Der folgende Vortrag basiert auf einer Arbeit der von ihr betreuten Masterstudentin A. Polic. Er beschreibt Forschungsresultate aus dem österreichischen Grossglocknergebiet. Die untersuchten Falter der Gattung Erebia kommen jedoch auch in der Schweiz vor.
Thema ist der Trenneffekt von Asphaltstrassen für Falter. Dieser ist grösser ist als man bei flugfähigen Insekten zunächst annehmen würde, allerdings nicht für alle Arten gleich. Wie Daten aus einem Projekt an der Universität Bern zeigen, sind grosse, hochfliegende Arten wie P. machaon wenig beeinträchtigt. Bei M. jurtina wurde jedoch deutliche Auswirkungen beobachtet. Bisherige Untersuchungen zum Thema beschränkten sich auf Vögel und Insekten ausserhalb von Berggebieten.
Das Untersuchungsgebiet ist die Touristenstrasse im Grossglocknergebiet. Es wurden sechs Arten der Gattung Erebia untersucht. Die Gattung ist artenreich und das Ergebnis einer Radiation während der Eiszeiten. Die Arten besiedeln unterschiedliche ökologische Nischen trotz gleicher Nährpflanzen (Gräser). Ihre Zucht ist schwierig, da viele von ihnen zweimal überwintern. Die Studie untersuchte die Durchlässigkeit der alpinen Landschaft für ein geflügeltes Insekt und seine Sensibilität gegenüber Hindernissen. Dabei wurde nach natürlichen (Bäume, Gebüsch und Geröll) und künstlichen (Strasse) unterschieden. Als Methoden kamen Fang-Wiederfang und visuelle Beobachtung zum Einsatz. Es wurden diverse Parameter für insgesamt 373 Falter erhoben und ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigten, dass die meisten Tiere recht stationär waren. Falter im mittleren Lebensalter waren jedoch etwas mobiler. Für alle Arten ergab sich eine deutliche Barrierewirkung der Strasse im Vergleich zu anderen Grenzstrukturen. E. euryale und E. nivalis überquerten diese am ehesten, die anderen Arten jedoch deutlich weniger. Der Grund für die Hinderniswirkung ist offenbar die Oberfläche der Strasse und nicht der Verkehr. Die relativ geringe Mobilität der Falter ist anscheinend eine Anpassung an die windigen Verhältnisse im Gebirge. Somit verändern Strassen die Durchlässigkeit von Landschaften für Insekten.
Auf den Vortrag folgt noch eine Fragerunde.
Geschäftliches
Der Präsident lässt sich krankheitshalber entschuldigen. Helene Gurtner möchte dem EVB beitreten. Sie ist Schülerin und interessiert sich allgemein für Insekten sowie Naturfotografie. Der Beitrittsantrag wird ohne Gegenstimme genehmigt.
Varia
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Anwesende
17 Mitglieder, 1 Gäste, Total 25 Personen
Schluss der Sitzung
21:05 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht