Förderung der Lichtwald-Schmetterlinge auf der Schwäbischen Alb

Vortrag von Nora Dalüge, Abteilung Waldnaturschutz, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg i.Br., Deutschland

Lichte Waldlebensräume beherbergen viele lichtliebende Arten, und insbesondere Schmetterlinge profitieren von Licht und Wärme im Wald. In Baden-Württemberg werden daher gezielte Maßnahmen ergriffen, um  Lichtwald-Schmetterlinge zu fördern.

Ein Beispiel ist die Förderung einer Reliktpopulation des auf der Schwäbischen Alb endemischen Elegans-Widderchens (Zygaena angelicae elegans), dessen Habitate ohne Auflichtungsmassnahmen nach und nach zuwachsen und ausdunkeln.

Ein zweites Beispiel ist das Experimentieren mit einer mittelwaldartigen Waldbewirtschaftung zur Förderung des in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohten Wald-Wiesenvögelchens (Coenonympha hero). Dabei profitieren nicht nur die Zielarten von den Auflichtungsmassnahmen im Wald, sondern viele weitere Schmetterlingsarten.

Gäste sind willkommen!


Beitragsbild: Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans) zur Flugzeit im Juli im Lichtwald-Habitat auf der Schwäbischen Alb. CC BY-SA 4.0 Nora Dalüge, Freiburg i.Br., Deutschland.

Protokoll der Sitzung des EVB vom 7.11.2023

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 7.11.2023 mit Vortrag von Jean-Yves Humbert, Institut für Ökologie und Evolution, Universität Bern: Conservation and restoration of grassland invertebrates (Erhaltung und Aufwertung der Insektenfauna auf Grünflächen)

In seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag geht der Referent zunächst auf die bekannte «Krefeld-Studie» zum Rückgang der Insekten ein und weist darauf hin, dass diese nur eine Sampling-Methode umfasste und vorwiegend Fliegen in die Auswertung einbezogen hat sowie nur die Biomasse berücksichtigte. Eine auf der Verbreitung basierende Schweizer Studie ergab dagegen keine einheitlichen Trends. Der European Grassland Butterfly Indicator zeigt eine rückläufige Entwicklung.

Eine Untersuchung der Auswirkungen von Mahd und mechanischer Aufbereitung des Schnittguts ergab bis zu 80% Individuenverluste bei Heuschrecken. Um diese zu verringern wird empfohlen, ungemähte Bereich zu belassen. Biodiversitäts-Förderflächen im Agrarland bieten eine Chance für extensiv genutztes Grünland. Mit dem «Grassland Management Project» der Universität Bern wird die Wirksamkeit dieser Flächen langfristig untersucht. Mit dem «Grassland Restoration Project» wird ein radikaler Ansatz verfolgt, artenreiches Grünland wiederherzustellen. Dafür wird der Boden umgebrochen und Heu oder Pflanzensamen von anderen Standorten transferiert.

Dem Vortrag folgt eine angeregte Diskussion.

Geschäftliches

Varia

Anwesende

19 Mitglieder, 8 Gäste, Total 27 Personen

Schluss der Sitzung

21:00 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

 

Erhaltung und Aufwertung der Insektenfauna auf Grünflächen

Vortrag von Jean-Yves Humbert, Institut für Ökologie und Evolution, Universität Bern

Naturnahe Grünflächen mit großer Artenvielfalt sind im Tiefland aus unseren produktiven Agrarlandschaften weitgehend verschwunden. Ihre Aufwertung hat oberste Priorität, stellt jedoch eine echte Herausforderung dar, insbesondere im Hinblick auf ihre Insektenvielfalt, die in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen ist.

Der Referent zeigt Ergebnisse langfristiger Forschungsprogramme (als Beispiel diese Studie hier), in denen verschiedene Massnahmen zur Bewirtschaftung und Aufwertung von Grünflächen umgesetzt und getestet wurden. Ziel ist es, die negativen Auswirkungen moderner Produktionsmethoden auf Insekten wirksam abzumildern.

Gäste sind willkommen!

Der Referent wird den Vortrag auf Englisch halten, Fragen können aber auch auf Deutsch oder Französisch gestellt werden. Der Vortrag ermöglicht es uns, die Diskussion über die Landwirtschaftspolitik vom letzten Dezember (siehe hier der Link zum Protokoll vom 20.12.2022) wieder aufzunehmen.


Beitragsbild: Männchen der Lauchschrecke (Mecosthetus parapleurus). Dieser Grashüpfer gehört zu den zahlreichen Arten, die von den Aufwertungsmassnahmen besonders stark profitieren. CC BY-SA 4.0 Jean-Yves Humbert, Universität Bern, Schweiz.

Mein Schlüsselerlebnis zu den Herzen der Wildbienen

Vortrag von Beatrice Scheidegger, Schüpfen

Beatrice Scheidegger hat in Schüpfen-Ziegelried eine öde Fläche in ein Refugium für Wildtiere aufgewertet. In einem reich bebilderten Vortrag stellt sie uns das Ergebnis vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Wildbienen und Sommervögeln.


Beitragsbild: Eine Blauschillernde Sandbiene (Andrena agilissima) auf Ackersenf. Die Art ist in der Schweiz selten. CC BY-SA 4.0 Beatrice Scheidegger, Schüpfen, Schweiz.

Protokoll der Sitzung vom 19. April 2022

 Entomologisches

Protokoll der Sitzung vom 19. 04. 2022: Frau Gurtner berichtet von ihrem dreiwöchigen Praktikum, welches sie gemeinsam mit Herrn Stettler am Naturhistorischen Museum unter der Betreuung von Herrn Wymann absolviert. Dabei standen Bestimmungsübungen an Schmetterlingen, Zeichenunterricht, Feldarbeit und Präparation auf dem Programm. Ferner zwei Exkursionen ins Wallis wobei ihnen ein interessanter Fund von Lycaena tityrus gelang.

Herr Bryner referiert über Funde von Lycaena phlaeas im März. Auf Hinweis von Peter Huemer hat er sich auf die Suche nach einer Gelechiide gemacht. Er erhielt zwei Falter aus eingetragenem Pflanzenmaterial sowie eine Menge Fruchtfliegen sowie Parasitoide.

Herr Jost war ebenfalls schon mehrmals im Wallis unterwegs und berichtet von interessanten Falterbeobachtungen.

Herr Mosimann erzählt von seinen durchzogenen Erfahrungen, die Gemeinden zu weniger intensiven Pflegemassnahmen an Strassenrändern zu erziehen. Auch die problematischen Aktivitäten der Förster bei der Baumauswahl und Waldbewirtschaftung im Raum Bern werden angesprochen. Höhere Holzpreise und neue Grossmaschinen führen zu sehr negativen Auswirkungen auf Böden und Biodiversität im Wald.

Herr Alagheband hat einen interessanten Fernsehbeitrag über die Gefährdung der Wildbienenvielfalt durch den aktuellen Boom der Imkerei erstellt. Dieser wird auf der Homepage verlinkt.

Geschäftliches

Varia

Anwesende

11 Mitglieder, 1 Gast, Total 12 Personen

Schluss der Sitzung

21:20 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Schweizer Wildbienen durch Imkerboom gefährdet

Den Schweizer Wildbienen geht es laut einem Beitrag auf SRF (siehe unten) nicht gut: Gemäss Wildbienen-Experte Christophe Praz von info fauna/CSCF in Neuchâtel dürfte die Hälfte der einheimischen Arten bedroht und zehn Prozent bereits Schweizer Wildbienen durch Imkerboom gefährdet weiterlesen

Wie überqueren alpine Tagfalter eine Strasse?

Vortrag von Andrea Grill, Wien

Für flugfähige Insekten wie alpine Tagfalter der Gattung Erebia sollte ein flacher Streifen Asphalt eigentlich kein Hindernis darstellen. Oder doch? Im Vortrag werden die Auswirkungen einer Strasse im alpinen Lebensraum auf das Verhalten dieser artenreichen Tagfaltergruppe dargestellt und Möglichkeiten skizziert, wie den Insekten das Zusammenleben mit den Menschen im alpinen Raum etwas erleichtert werden könnte.


Beitragsbild: Für alpine Tagfalter wie den Arten der Gattung Erebia sind Asphaltstrassen bereits ein Hindernis. CC BY-SA 3.0 Otberg, Wikipedia.

«Natur braucht Stadt»: Der EVB macht an Umweltanlässen mit

Ende August und Anfang September beteiligte sich der EVB mit Informationsständen und öffentlichen Nachtfalter-Lichtfängen an mehreren Umweltanlässen, u.a. an «Natur braucht Stadt». «Natur braucht Stadt»: Der EVB macht an Umweltanlässen mit weiterlesen

Protokoll der Sitzung vom 04. 05. 2021

Entomologisches

Zoom-Vortrag von Stefan Hertwig, Bolligen: «Borneo, ein Eldorado für den Biodiversitätsforscher». Vortrag über das Biodiversitätsparadies Borneo

Der Referent ist Experte für Reptilien und am Naturhistorischen Museum Bern tätig. Das Borneo-Projekt fokussiert auf Frösche (www.frogsofborneo.org). Einleitend stellt Herr Hertwig die Geographie, Geologie und Biogeographie der Region Sundaland vor.

Die Erforschung der Frösche startete der Amerikaner F. Inger in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Damals waren etwa 160 Arten dieser Amphibien von Borneo bekannt. Die Vorbereitung jeder Expedition beginnt mit dem Einholen der zahlreichen notwendigen Genehmigungen zum Sammeln und zum Export des Materials. Das Thema der sog. Biopiraterie ist virulent. Das führt zu immer strengeren Gesetzen, welche die Forschung zunehmend erschweren.

Der Referent war schon an zahlreichen Stellen im malaysischen Teil Borneos unterwegs um die letzten noch vorhandenen Regenwälder zu untersuchen. Gemeinsam mit Studenten fing er nachts Frösche, welche sie am nächsten Tag präparierten und für den Transport vorbereiteten. Risiken der Feldarbeit sind die grossen, sehr aggressiven und mit schmerzhaftem Gift ausgestattete nachtaktiven Wespen sowie die berüchtigten Landblutegel. Auch gefährliche Baumschlangen und Königskobras sind gar nicht selten.

Eindrückliche Bilder zeigen entomologische und andere Beifänge der nächtlichen Exkursionen. Auch die Vielfalt von Schmetterlingen ist sehr ausgeprägt Darunter ist auch der bekannte Vogelflügler Trogonoptera brookiana. Landkrabben sind ebenfalls zahlreich vertreten sowie ausgesprochen exotische Käferarten. Elefanten kommen nur noch in kleinen Gebieten vor.

Um 1950 bedeckten Regenwälder noch die gesamte Insel. Heute sind davon nur noch Reste vorhanden. Diese bestehen auf der malaysischen Seite zudem –  abgesehen von zwei kleinen Nationalparks –  völlig aus Sekundärwäldern. Eine enorm grosse Fläche ist vollständig mit Ölpalmen-Monokulturen bedeckt.

Infolge der zahlreichen ökolgischen Nischen ist die Biodiversität der Frösche sehr gross, sie wird inzwischen auf 240 Arten geschätzt. Darunter sind Arten mit zahlreichen teils spektakulären Anpassungen, beispielsweise bei den Kaulquappen und der Entwicklung. Es gibt aber auch zahlreiche Arten mit Direktentwicklung (ohne Quappenstadium). Eine Art entwickelt sich z.B. in den Wasserreservoirs von Kannenpflanze.

Dem Vortrag über das Biodiversitätsparadies Borneo schliesst sich eine Diskussion über die ökologische Situation der Insel an.

Geschäftliches

Der Präsident erwähnt Überlegungen des Vorstands, eine Empfehlung zugunsten der Trinkwasserinitiative abzugeben. Herr Straumann stellt die ökologischen und landwirtschaftlichen Hintergründe des Themas vor. Er zieht das Fazit, dass die Ziele der Initiative grundsätzlich mit den Interessen des EVB übereinstimmen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die angestrebte Verbesserungen für die Biodiversität. Es werden einige engagierte Voten für die Unterstützung der Initiative vorgebracht. Es gibt aber auch andere Meinungen. Demnach sollte diese Unterstützung in einen wissenschaftlichen Kontext eingebaut werden. Oder der EVB solle diese Initiative generell nicht unterstützen. Auf Grund des kontroversen Stimmungsbildes soll das Thema am 18. Mai erneut diskutiert werdsen. Vorgängig erhalten die Mitglieder nähere Informationen.

Anwesende

32 Mitglieder, 4 Gäste, Total 36 Personen

Schluss der Sitzung

22:20 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

[ONLINE] Borneo, ein Eldorado für den Biodiversitätsforscher

Vortrag von Stefan Hertwig, Bolligen

Wo lässt sich die Faszination der Vielfalt des Lebens besser erleben als in einem tropischen Regenwald? Auf Borneo und anderen Hotspots der Biodiversität harrt ein grosser Teil der Arten noch ihrer wissenschaftlichen Erfassung. Die moderne Biodiversitätsforschung ist allerdings in Zeiten des immer schneller werdenden Verlustes von Lebensräumen ein harter Kampf gegen die Zeit.

Als Wissenschaftler auf Borneo

Wissenschaftliche Feldarbeit ist daher nach wie vor unverzichtbar für die Erhebung wichtiger Daten. Informationen über Genom, Morphologie, Verwandtschaft, Verbreitung und Lebensweise der Arten sind wichtig für ihre langfristige Erhaltung. Forschungsmuseen sind die Archive dieses Wissens. Der Vortrag illustriert den Beitrag internationaler Kooperationen, wissenschaftlicher Forschungsreisen und anschliessender Laborarbeit zu einem tiefen Verständnis der Artenvielfalt und der Entschlüsselung ihrer Evolution.

Die Veranstaltung wird mit Zoom durchgeführt. Der Link wird über den EVB Newsletter und den Sekretär an die Vereinsmitglieder geschickt. Gäste sind willkommen, wir bitten jedoch um Anmeldung per E-Mail (über Kontakt).


Beitragsbild: Tropischer Regenwald auf Borneo. CC BY-SA 4.0 Stefan Hertwig, Bolligen, Schweiz.