Protokoll der Sitzung des EVB vom 5.12.2023

Entomologisches

Protokoll der Sitzung des EVB vom 5.12.2023 mit Vortrag von Nora Dalüge, Abteilung Waldnaturschutz, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg i.Br.: «Förderung der Lichtwald-Schmetterlinge auf der Schwäbischen Alb»

Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf Massnahmen für den Naturschutz im Wald. Frühe und späte Sukzessionsstadien im mitteleuropäischen Wald sind artenreich, daher ist eine Förderung lichter Wälder gut für die Biodiversität. Diese entstanden als Kulturlandschaft, für ihre Erhaltung sind daher Eingriffe nötig, z.B. Mittel-/Niederwald- und Streunutzung, Waldweide und Übergangsstrukturen zum Offenland.

In diesen Wäldern leben in Baden-Württemberg zwei spezielle Widderchenarten, nämlich Zygaena angelicae elegansund Z. fausta. Z. a. elegans ist eine endemische Unterart entlang des Albtraufs, sie hat kleine Populationen und rückläufige Bestände. Ihre Nahrungspflanze ist Coronilla coronata. Diese benötigt halbschattige Bereiche. Auflichtungsmassnahmen führen zu Vergrößerung der Population. Nach dem Ausbau eines Waldweges kam es zu einem starkem Populationswachstum, wahrscheinlich wegen schneller Entwicklung von mehrjährigen Diapauseraupen.  Z. fausta besiedelt dieselben Habitate, diese Art wanderte nacheiszeitlich aus südwestlicher Richtung ein, Z. angelicaedagegen aus Nordosten. Auch Z. fausta reagiert gut auf Pflegemassnahmen.

Eine weitere Art licher Wälder ist Coenonympha hero. Diese Art wird noch lokal auf der baden-württembergischen Ostalb gefunden. Sie besiedelt die Saumphase in Mittelwäldern. Der Falter ist selten und stark zurückgegangen. Auf der Ostalb konnte sie sich auf Sturmwurfflächen halten. Sie braucht Windschtuz und ungemähte, schütter bewachsene Bereiche.

Nützliche Massnahme ist ein Eichenmittelwaldkonzept zum Artenschutz. Problem ist jedoch der Abtransport des bei den Pflegeeinsätzen anfallende Materials. Zwei Standorte ohne Mittelwaldtradition wurden ausgewählt. Bei beiden gab es eine positive Entwicklung nach Hieb, aber die Populationen sind immer noch klein. Auf einer der Flächen konnte sowohl eine Population von Z. osterodensis profitieren, und es tauchte auch C. hero dort auf.

Die Referentin weist darauf hin, dass Eingriffe im Wald immer Erläuterungen für die Bevölkerung benötigen und alle Massnahmen den Staatswald betreffen. Beweidung würde in den Gebieten bisher nicht eingeführt (Tierhalter fehlen und die Förster sind nicht begeistert davon. Auf das Referat folgt eine angeregte Diskussion.

Geschäftliches

Ein neues Mitglied, Adrien von Virag, stellt sich kurz vor. Er ist unter Anderem Imker beim Bee Institut und interessiert sich neben Honigbienen auch für die Biodiversität allgemein.

Varia

Herr Neumann weist auf die von ihm konzipierte Spurenausstellung im Museum Solothurn hin.

Anwesende

13 Mitglieder, 5 Gäste, Total 18 Personen

Schluss der Sitzung

21:00 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Förderung der Lichtwald-Schmetterlinge auf der Schwäbischen Alb

Vortrag von Nora Dalüge, Abteilung Waldnaturschutz, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg i.Br., Deutschland

Lichte Waldlebensräume beherbergen viele lichtliebende Arten, und insbesondere Schmetterlinge profitieren von Licht und Wärme im Wald. In Baden-Württemberg werden daher gezielte Maßnahmen ergriffen, um  Lichtwald-Schmetterlinge zu fördern.

Ein Beispiel ist die Förderung einer Reliktpopulation des auf der Schwäbischen Alb endemischen Elegans-Widderchens (Zygaena angelicae elegans), dessen Habitate ohne Auflichtungsmassnahmen nach und nach zuwachsen und ausdunkeln.

Ein zweites Beispiel ist das Experimentieren mit einer mittelwaldartigen Waldbewirtschaftung zur Förderung des in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohten Wald-Wiesenvögelchens (Coenonympha hero). Dabei profitieren nicht nur die Zielarten von den Auflichtungsmassnahmen im Wald, sondern viele weitere Schmetterlingsarten.

Gäste sind willkommen!


Beitragsbild: Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans) zur Flugzeit im Juli im Lichtwald-Habitat auf der Schwäbischen Alb. CC BY-SA 4.0 Nora Dalüge, Freiburg i.Br., Deutschland.

Auf Schmetterlingsjagd in der Todeszone von Tschernobyl

Weissrussland (Belarus) ist nicht gerade ein klassisches Reiseziel für mitteleuropäische Entomologen. Abgelegen, politisch fragwürdig, touristisch wenig ergiebig und im Westen am ehesten noch mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in Verbindung gebracht, findet man nicht viele Kollegen, die schon einmal dort waren. Dabei hat das Land für Schmetterlingskundler durchaus einiges zu bieten. Auf Schmetterlingsjagd in der Todeszone von Tschernobyl weiterlesen