Schmetterlings-Expedition in den Iran, Schwarzer Bär (Arctia villica), CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht

Schmetterlings-Expedition in den Iran

Ende Mai hat eine Gruppe aus drei Mitgliedern des EVB für knapp zwei Wochen eine Schmetterlings-Expedition in den Iran unternommen. Aber auch viele andere Insekten und Vögel konnten beobachtet werden.

Zanjan Iran, All Rights Reserved, Bernhard Jost
Die Reisegruppe mit Martin Albrecht, Thomas Kissling und Bernhard Jost bei der Mittagsrast. All Rights Reserved, Bernhard Jost.

Vom Quartier in Zanjan aus, einer Provinzhauptstadt etwa 250 km westlich von Teheran, wurden in der ersten Woche diverse Exkursionen in die nahe gelegenen Berge unternommen. Das Wetter war für die Gegend und Jahreszeit ungewöhnlich feucht, daher war die Landschaft auch wesentlich grüner als üblich. Auf das Blütenangebot und die Insektenfauna hatte dies positive Auswirkungen, und so gelangen auf dieser Schmetterlings-Expedition zahlreiche interessante Beobachtungen.

Viele Schmetterlinge sehen den hiesigen Arten recht ähnlich, und z.T. kommen sogar dieselben vor. Es konnten auch zahlreiche Parallelen zur armenischen Fauna festgestellt werden. Wirklich «exotische» Arten sind in dieser Gegend noch kaum vorhanden.

Aporia crataegi, Iran, CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht
Der Baumweissling (Aporia crataegi) war stellenweise extrem häufig. CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht.
Melanargia russiae, Iran, CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht
Paarung des Schachbrettfalters (Melanargia russiae). CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht.
Muschampia tessellum, Iran, CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht
Die Dickkopffalter-Gattung Muschampia ist mit mehreren Arten im Iran vertreten (hier M. tessellum). CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht.

Neben Schmetterlingen gab es auch zahlreiche andere Sechsbeiner, insbesondere Heuschrecken und Käfer zu entdecken, zudem auch Reptilien (Eidechsen, Agamen und andere Echsen) sowie eine interessante Vogelwelt (z.B. Bienenfresser und Blauracke). Im Mittelpunkt standen jedoch Faunistik und Ökologie der Tagfalter. Mit entsprechend Zeit und den daheim bewährten Methoden kann man auch im Iran spannende Beobachtungen zum Verhalten der Tiere machen (Eiablagen, Raupenfunde).

Acrida sp., Iran, CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht
Die eindrückliche Nasenschrecke (Acrida sp.). CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht.
Blauracke, West Aserbaijan, CC BY-SA 4.0, Bernhard Jost
Blauracke, ein auffälliger Singvogel im Iran. CC BY-SA 4.0, Bernhard Jost.

Verkehr gewöhnungsbedürftig

Unser zuverlässiger einheimischer Fahrer war für die unfallfreien Transfers, die Unterkünfte (Hotels bzw. Gästehaus) sowie die gute Verpflegung besorgt. Entgegen unserer Befürchtungen war es auch während des Ramadans durchaus möglich, tagsüber einzukaufen und sogar in der Öffentlichkeit zu essen (solange man dies als «Reisender» in Strassennähe tat). Der Verkehr ist im Vergleich zu europäischen Verhältnissen teilweise chaotisch und unberechenbar, weshalb man tunlichst nicht selbst fahren sollte. Insbesondere in den grösseren Städten ist zu den Stosszeiten mit sehr hohem Verkehrsaufkommen und entsprechenden Staus zu rechnen.

Teheran, Iran, CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht
Panorama des Nordens von Teheran mit dem angrenzenden Elburs-Gebirge. CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht.

Am Abend fahren zusätzlich zum normalen Pendlerverkehr während der Fastenzeit viele Leute in die dann brechend vollen Restaurants. Die Verpflegung war insgesamt recht gut, die Gerichte in den Restaurants sind ziemlich fleischlastig (vegetarisch essen die Einheimischen zu Hause). Fürs Picknick tagsüber kann man sich an der Strasse mit exzellenten Wassermelonen und in den kleinen Lebensmitteln mit Brot, Gebäck und den sehr guten Pistazien und Datteln eindecken.

Etwas überraschend gab es in Zanjan gleich bei der Unterkunft einen «Fun Park» mit diversen Attraktionen wie Riesenrad, einer U-förmingen «Achterbahn», Karussels und sogar einen künstlichen See mit Pedalos in Schwanenform (!) welcher bei den Einheimischen sehr beliebt war und insbesondere unserem Fahrer schlaflose Nächte bescherte, weil es dort bis in die frühen Morgenstunden recht laut zu und her ging. Auch wir liessen und die Gelegenheit zu einer Pedalofahrt nicht entgehen.

Überall willkommen

Obwohl wir viel Zeit im Gelände verbrachten, gab es sowohl dort als auch in den Städten trotz Sprachbarriere viele freundliche Kontakte mit den Einheimischen, welche sich freuten, Ausländer begrüssen zu können. Diese strömen angesichts der aktuellen politischen Spannungen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht gerade in grosser Anzahl ins Land.

Die orientalische Gastfreundschaft ist im Iran durchaus lebendig. Im Nahen Osten ist das Land heute eine der wenigen Inseln der Stabilität und für Touristen sicher zu bereisen, zudem weist es eine recht gute Infrastruktur auf, zwei nicht zu unterschätzende Vorteile für einen Besuch in dieser Region. Die zunehmenden politischen und ökonomischen Probleme sind natürlich im Hintergrund stets präsent, und man muss sich auch als Ausländer an die für die Einheimischen geltenden Regeln für Bekleidung etc. halten.

Zanjan, Iran, All Rights Reserved Thomas Kissling
Die Reisegruppe mit Fahrer und weiteren Einheimischen im Basar von Zanjan. All Rights Reserved, Thomas Kissling.

Ausflug nach Takht-e-Soleyman

Neben den entomologischen Aktivitäten war auch noch ein wenig Zeit, das reiche kulturelle Erbe der jahrtausendealten persischen Zivilisation zu entdecken. Die berühmten Städte Isfahan, Shiraz, Bam oder Persepolis lagen zu weit entfernt, doch machten wir einen Tagesausflug nach Takht-e-Soleyman, eine Tempelanlage der Zoroastrier mit einem aus artesischer Quelle gespeisten grossen See in der Mitte. Die eindrückliche Anlage ist Weltkulturerbe und könnte eine Touristenattraktion ersten Ranges sein, doch waren wir an diesem Tag die einzigen ausländischen Besucher.

Takht-e-Soleyman, Iran, CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht
Weltkulturstätte Takth-e-Soleyman. CC BY-NC-SA 4.0 Martin Albrecht.

Gegen Ende des Aufenthalts dislozierten wir nach Teheran, von wo aus wir noch zwei Tagesexkursionen in den Elburs unternahmen und am letzten Tag den eindrücklichen Golestan-Palast, die historische Residenz der Schahs von Persien besichtigten.

Quellen
Beitragsbild: Schwarzer Bär (Arctia villica), ein weiterer Falter, der auch bei uns heimisch ist. CC BY-NC-SA-4.0, Martin Albrecht, Bolligen, Schweiz.

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