Die Asiatische Mörtelbiene Megachile sculpturalis, CH TI Minusio CC BY-SA 4.0 Frederike Rickenbach, Zürich, Schweiz

Die Asiatische Mörtelbiene in der Schweiz – Gekommen um zu bleiben?

Vor einigen Jahren ist die Asiatische Mörtelbiene in die Schweiz eingewandert. Über ihre Lebensweise und hiesige Verbreitung ist jedoch nur wenig bekannt. Neue Fundmeldungen sind daher sehr wichtig.

Die Asiatische Mörtelbiene (Megachile sculpturalis) ist eine eindrucksvolle Wildbiene mit einer stattlichen Grösse von rund 1,5 bis 2,5 cm. Vor allem Weibchen übertreffen die Körpergrösse von Honigbienen um einige Millimeter. Der rot-bräunlichen Pelz am Thorax hebt sich deutlich von dem restlichen schwarzen Körper und den dunkel pigmentierten Flügeln ab. Durch den auffälligen Körperbau ist die Asiatische Mörtelbiene eigentlich sehr gut auf Artniveau anzusprechen, in heimischen Bestimmungsbüchern sucht man jedoch vergeblich nach dieser Wildbiene.

Über den grossen Teich nach Europa

Die Heimat der „giant resin bee“ liegt weit entfernt, denn als ostpalärktische Art hat sie ihr ursprüngliches Vorkommen in Japan, China, Korea und Taiwan. Sie ist jedoch besonders umtriebig und bereits im Jahr 1994 wurden Exemplare im US Bundesstaat North Carolina gemeldet. Von dort breitete sie sich in den darauffolgenden Jahren über beinahe die gesamte USA und Kanada aus.

2008 war es dann soweit, auch in Europa wurde die Asiatische Mörtelbiene in Marseille entdeckt. Vermutlich wurde die Wildbiene mit Schiffsladungen aus Holz von Asien nach Nordamerika und Europa gebracht, denn sie legt ihre Eier in Totholz. Sie ist somit sehr gut in der Lage, weite Reisen als subadulte Tiere zu überdauern. Weiter ging es für die Wildbiene per Landweg in die Schweiz und nach Italien.

Seit einigen Jahren auch in der Schweiz

In der Schweiz wurde die Asiatische Mörtelbiene 2010 zum ersten Mal im Tessin gesichtet. Die Verbreitung beschränkte sich nicht nur auf die Alpensüdseite, in den darauffolgenden Jahren wurden Nisthilfen mit Gelegen in Zürich entdeckt, aber auch pollensammelnde Individuen wurden in Altdorf am Vierwaldstättersee und in Martigny gemeldet.

Auch dieses Jahr wurde die Asiatische Mörtelbiene in Genf, Oberhofen und erneut im Tessin am Lago Maggiore gefunden. Die Überquerung von Alpenkämmen stellt offensichtlich kein Problem dar und ihre Ausbreitung setzt sich weiter ostwärts fort Richtung Deutschland, Österreich und Ungarn. Somit präsentiert sie sich als eine invasive Art, welche sich in rascher Geschwindigkeit über den europäischen Kontinent ausbreitet.

Bestäuber asiatischer Pflanzen

Die im Juli und August auftretende Wildbiene sammelt vornehmlich Pollen von asiatischen Pflanzen, welche in Mitteleuropa häufig als Zierpflanzen eingeführt wurden. Als gesicherte Nahrungsquelle gelten unter anderen der Japanische Schnurbaum (Sophora japonica), die Samthaarige Stinkesche (Euodia hupehensis), glänzender Liguster (Ligustrum lucidum) und die Gartenwicke (Lathyrus odoratus).

Die Tatsache, dass der Neuankömmling asiatische Pflanzen bevorzugt wirft somit auch naturschutzrelevante Fragen auf, denn durch die Pollenpräferenz von exotischen Futterpflanzen werden auch deren Ausbreitung gefördert. Auf der anderen Seite müsste aufgrund des gut dokumentierten Insektenschwunds in Mitteleuropa eine Bereicherung der Biodiversität und die dadurch entstehende Bestäubungsleistung willkommen geheissen werden.

Nützling oder doch eher ein Schädling?

Jedoch ist fraglich ob die heimische Flora von der Ökosystemleistung von der Asiatischen Mörtelbiene profitieren kann. Zudem wurden bereits negative Interaktionen mit Holzbienen in Nordamerika beobachtet. Die Mörtelbiene besetzt wie bereits erwähnt gerne Nisthilfen und andere ausreichend grosse, bereits bestehende Löcher in morschen Holz. Somit steht sie in vermeintlich direkter Konkurrenz zu heimischen Wildbienen Arten wie die Holzbiene (Xylocopa) und Mauerbienen (Osmia) bezüglich der Nistanlage.

Die Asiatische Mörtelbiene Megachile sculpturalis, CH TI Minusio CC BY-SA 4.0 Julia Lanner, Bern, Schweiz
Eine Asiatische Mörtelbiene vor einer Nisthilfe. CC BY-SA 4.0 Julia Lanner.

Melden Sie Ihre Beobachtungen der Asiatischen Mörtelbiene!

Um ein besseres Verständnis dieser Wildbiene zu erlangen, werden potentielle Funde sehr gerne entgegen genommen von Julia Lanner unter julia.lanner@hotmail.com.

 

Quellen
Beitragsbild: Männchen und Weibchen der Asiatischen Mörtelbiene an einer Blüte. CC-BY-SA-4.0, Friederike Rickenbach, Zürich, Schweiz. 
Amiet, F., 2012. Die Blattschneiderbiene Megachile sculpturalis Smith, 1853 (Hymenoptera, Apidae) nun auch in der Schweiz. Entomo Helvetica 5, 157–159.
Dillier, F.-X., 2016. Eingeschleppte Asiatische Mörtelbiene Megachile sculpturalis Smith, 1853 (Hymenoptera, Apidae) erstmals nördlich der Alpen gesichtet. Entomo Helvetica 9, 153–156.
Magnum, W.A., Brooks, R.W., 1997. First Records of Megachile (Callomegachile) sculpturalis Smith (Hymenoptera: Megachilidae) in the Continental United States. Journal of the Kansas Entomological Society 70, 140–142.
Parys, K., Tripodi, A., Sampson, B., 2015. The Giant Resin Bee, Megachile sculpturalis Smith: New Distributional Records for the Mid- and Gulf-south USA. Biodiversity Data Journal 3, e6733.
Quaranta, M., Sommaruga, A., Balzarini, P., Felicioli, A., 2014. A new species for the bee fauna of Italy: Megachile sculpturalis continues its colonization of Europe. Bulletin of Insectology 67, 287–293.
Westrich, P., 2018. Faszination Wildbienen [WWW Document]. wildbienen.info. (accessed 8.6.18).