Der Hund ist angeblich des Menschen bester Freund. Diese Meinung teilt der Entomologe vielleicht nur bedingt: kann doch manch einer Geschichten erzählen, wie er auf Expeditionen von Hunden angefallen wurde. Hunde können aber bei der Insektensuche nützlich sein – sowohl für Schädlinge als auch für seltenste Arten.
Vor einigen Jahren ist der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis) erstmals in der Schweiz aufgetreten. Die grössten Befallsherde lagen bei Winterthur und Marly. Die getroffenen Bekämpfungsmassnahmen scheinen von Erfolg gekrönt zu sein: Nach dem Fällen von gut 450 Bäumen gilt Winterthur seit 2016 als frei vom Asiatischen Laubholzbockkäfer. Dies nicht zuletzt dank dem Einsatz von speziell ausgebildeten Spürhunden. Auch in Marly wurden bisher keine Käfer oder Spuren mehr gefunden, so dass zu hoffen ist, dass das invasive Insekt auch dort ausgerottet werden konnte. Aktuell sind in der Schweiz keine neuen Nachweise vom Laubholzbockkäfer oder verwandten Arten wie dem Citrusbockkäfer (Anoplophora chinensis) bekannt.
Ausbildung der Hunde aufwändig
Ein in der Schweizer Presse erschienener Beitrag hat das Thema „Käferhunde“ aufgenommen. Der Artikel behandelt auch die aufwändige Ausbildung. So muss darauf geachtet werden, dass der Geruch der Käfer oder Larven mit verschieden Baumarten kombiniert wird – nicht dass die Hunde plötzlich nach einer bestimmten Baumspezies statt dem Käfer suchen. Dasselbe gilt für die von den Ausbildnern verwendeten Handschuhe. Die Marke wird regelmässig gewechselt, um den Hund nicht an einen spezifischen unerwünschten Geruch zu gewöhnen.
Die Zahl eingeschleppter Organismen, darunter auch Insekten, nimmt stetig zu. Im Tessin wurde im Juni 2017 erstmals der Japankäfer (Popillia japonica) für die Schweiz nachgewiesen. Dabei handelt es sich um eine mit den Maikäfern verwandte Art, welche bereits als Engerling an Kulturen massive Schäden anrichten kann. Der adulte Käfer schädigt anschliessend durch Frass Blätter und Blüten diverser Pflanzen. So wird im zitierten Artikel erwähnt, dass nun auch Hunde für den Nachweis des Japankäfers trainiert würden.
Grosses Potenzial für die Spürnasen
Das Potenzial für den Einsatz von Spürhunden bei der Jagd nach Insekten scheint gross zu sein. Manch ein bisher den Tieren kritisch begegnender Insektenfreund wird sich nun überlegen, ob Hunde nicht auch im Naturschutzbereich bei der Suche nach gefährdeten und seltenen Tieren helfen könnten. Dies ist in der Tat seit vielen Jahren der Fall. Bereits um das Jahr 1890 wurden trainierte Hunde in Neuseeland für die Suche nach den stark gefährdeten Vögeln Kiwi und Kakapo, dem einzigen bekannten flugunfähigen Papagei, eingesetzt.
Eine Publikation in 2017 hat die Ausbildung eines Golden Retriever als Spürhund für den Nachweis von Larven des Juchtenkäfers (Osmoderma eremita) zum Thema. Der europaweit seltene und geschützte Juchtenkäfer entwickelt sich in Mulmhöhlen alter Bäume. Die klassische invasive Methode der Suche nach Höhlen, der Entnahme von Mulm und dem Durchsieben nach Larven stellt einen massiven Eingriff in das Entwicklungsbiotop des Käfers dar. Dies ist bei Verwendung eines Spürhunds nicht der Fall. Weitere Vorteile des Hundes seien: geringerer Zeitaufwand, deutlich tiefere Kosten und die rasche, eindeutige Bestimmung der Art.
Kann gut sein, dass sich nun der eine oder andere die Anschaffung eines Hundes zwecks Jagd nach seinem Lieblingsinsekt überlegt. Mit mehreren Monaten bis Jahren täglichen, mehrstündigen Trainings ist der Ausbildungsaufwand aber beträchtlich. Und kommt dazu: auch der besttrainierte Hund bellt und lässt seine Haufen liegen.
Quellen
Superhund auf Käfersuche (Beitrag aus der Schweizer Familie)
Merkblatt der WSL zum Laubholzbockkäfer
Informationen der Agroscope zu dem Japankäfer
Training eines Hundes zur Suche des Juchtenkäfers (Artikel auf Englisch)