Gebirgs-Schmetterlinge – Anpassung und Überleben in einer harschen Umgebung

Vortrag von Jürg Schmid, Ilanz

Die Lepidoptera-Fauna der Schweiz gilt heute als recht gut erforscht, zumindest was die Anzahl Arten und ihre Verbreitung in den tiefen Lagen angeht. Für Gebirgs-Schmetterlinge, insbesondere bei den Kleinschmetterlingen hingegen bestehen erhebliche Wissenslücken in der Verbreitung, vor allem aber in den Ansprüchen an ihre Umgebung und ans Klima.

Welche Faktoren entscheiden, ob eine Falterart an einem bestimmten Ort überleben kann, mit welchen Anpassungen kann die Art aufwarten? Wenn wir eine Art verstehen wollen, müssen wir weiter gehen als bis zum (vom Menschen vergebenen) Artnamen. Die korrekte Determination ist nicht das Endziel sondern Ausgangspunkt für weitere biologische Forschung! Der Vortrag versucht, vor allem anhand von Kleinschmetterlingen diese Thematik anzuschneiden.

Gäste sind willkommen!


Beitragsbild: Der Matterhorn-Bärenspinner (Chelis cervini), erst 1864 beschrieben, ist ein berühmtes Symbol für die Falter alpiner Hochlagen. CC BY-SA 4.0 Jürg Schmid, Ilanz, Schweiz.

Das spannende Leben der Steinfliegen

Vortrag von Christian Roesti, Bern

Unser Mitglied Christian Roesti präsentiert in seinem Vortrag viel Interessantes über die einheimischen Steinfliegen (Plecoptera). Haben Sie gewusst, dass Steinfliegen mit dem Hinterleib singen und sich die Partner über ein Duett finden? In Wort, Bild und Video lernen wir viel Neues über diese Insektenordnung.

Gäste sind willkommen!


Beitragsbild: Isoperla felderorum, eine in Bern entdeckte Steinfliegenart, singendes Männchen. Die neue Art wurde im preisgekrönten Werk von Christian Roesti über die Steinfliegen der Schweiz beschrieben. CC BY-SA 4.0 Christian Roesti, Bern, Schweiz.

Ambrosiakäfer: Hoch sozial, doch kaum untersucht

Vortrag von Jon Andreja Nuotclà, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i.B.

Beim Thema «Soziale Insekten» denkt man am ehesten an die eindrucksvollen Bauten der Waldameisen (Formica rufa) oder an den sprichwörtlichen Fleiss der Honigbiene (Apis melifera), die sich bei Gefahr für ihr Volk, ohne zu zögern selbst opfert.

Nur wenige wissen aber, dass neben diesen Hymenopteren auch Käfer in unseren Breiten hochsoziale Gemeinschaften bilden. Tief im Splintholz abgestorbener Bäume verbringen ausgewachsene Weibchen mancher Ambrosiakäfer Arten (Curcolionidae; Scolytinae und Platypodinae) einen Grossteil ihres Lebens mit der Zucht von Nahrungspilzen, und statt sich selbst fortzupflanzen wird wie bei den Bienen und Ameisen viel Arbeit in die Aufzucht ihrer Schwestern gesteckt.

In diesem Vortrag tauchen wir in die Welt dieser Tiere ein, die uns normalerweise durch ihre kryptische Lebensweise im Holz verborgen bleiben. Dank einer Laborzuchtmethode, die an der Universität Bern entwickelt wurde, können wir Fragen rund um die Entstehung von Insekten–Mikroben Gemeinschaften und die Evolution von Sozialverhalten beantworten. Dieser Vortrag soll auch die Faszination dieser wenig bekannten Tiere wecken und die Forschung der letzten rund 15 Jahre in diesem Gebiet einem breiten Publikum zugänglich machen.

Gäste sind willkommen!


Beitragsbild: Pilzzüchtende Ambrosiakäfer (Xyleborinus saxesenii) in ihrer natürlichen Umgebung nach dem Aufspalten des Holzes (linkes Foto, © Peter H.W. Biedermann, Freiburg i.B.) und individuell mit Fluoreszenzfarben markiert in Laborzucht (rechtes Foto, © Jon Andreja Nuotclà, Freiburg i.B.). Die Laborzucht der Tiere in gläsernen Zuchtgefässen erlaubt das Studium der sozialen Interaktionen in Familiengemeinschaften.

[ONLINE] Wildbienen & Honigbienen: Konkurrenz oder Koexistenz in Agrarökosystemen?

Vortrag von Sophie Kratschmer, Universität für Bodenkultur Wien

Wildbienen haben unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum und viele Arten sind hochspezialisiert was ihre Futterquellen und/oder ihren Nistplatz betrifft. Die Bindung an Pollen und Nektar als Nahrungsquelle haben Honigbienen und Wildbienen gemeinsam.

Inzwischen werden jedoch Stimmen lauter, dass aufgrund von Nahrungskonkurrenz zu hohe Honigbienendichten, vor allem in intensiv genutzten Agrarlandschaften, negative Auswirkungen auf Wildbienenpopulationen haben können. Die Vortragende fasst dazu bestehendes Wissen zusammen und gibt einen Ausblick auf geplante Projekte im Themengebiet.

Die online Veranstaltung wird anstelle des live Vortrags von Beat Wermelinger über Borkenkäfer (siehe hier neuer Termin) mit Zoom durchgeführt. Der Link wird vorher an die Vereinsmitglieder geschickt. Gäste sind willkommen, wir bitten jedoch um Anmeldung per E-Mail (über Kontakt).


Beitragsbild: Honigbiene (Apis mellifera) und Gewöhnliche Furchenbiene (Halictus simplex), eine Wildbiene, gemeinsam auf einer Wegdistel (Carduus acanthoides), 2019 in Wien. CC BY-SA 4.0 Sophie Kratschmer, Wien.

Protokoll der Sitzung vom 20.04.2021

Entomologisches

Protokoll der Sitzung vom 16.02.2021 – Zoom-Vortrag unseres Mitglieds Rudolf Bryner, Biel: „Monografie Adelidae – Bilder aus dem Tagebuch der Entstehungsgeschichte“. Vortrag über die Erforschung der Kleinschmetterlingsfamilie Adelidae

Herr Bryner berichtet in einem mit eindrücklichen Bildern unterlegten Vortrag von seiner langjährigen Beschäftigung mit Kleinschmetterlingen und die Ausarbeitung seines vor kurzem veröffentlichten umfangreichen Werkes über diese Familie.

Der Beginn seines vertieften Interesses an den „schwierigen“ Adeliden war im Jahr 2011. Insbesondere die Erforschung der kaum bekannten Lebensweise dieser Familie stellte sich als harte Nuss heraus. Ein Zufallsfund beim Pilzsuchen weckte seinen Jagdinstinkt und motivierte ihn zur intensiven Suche nach den in ihren mobilen Gehäusen gut getarnten Raupen dieser Familie. Die in der Coleopterologie erprobte Methode des Siebens der Bodenstreu im Wald erbrachte teils gute Resultate und auch diversen Beifang wie z.B. Sackträger-Raupen. Auch in den Blüten von Skabiosen und anderen Pflanzen wurde er fündig.

Verschiedene Reisen in den mediterranen Raum erbrachten weitere interessante Arten, welche er dann zu Hause erfolgreich züchtete. Eine weitere erfolgreiche Methode war die Eiablage der Weibchen, wofür ihnen jedoch die geeigneten Blüten zur Verfügung gestellt werden müssen. Eine weitere, polyphage Gruppe legt ihre Eier an andere Pflanzenteile wie z.B. Stengel.

Im Zuge der Untersuchungen gelang der Neunachweis einer Adelide für die Schweiz (C. albiantennella) sowie die Aufklärung ihrer hiesigen Ökologie. In Süditalien fand Herr Bryner zudem eine neue Adelidenart.

Mit dem Angebot, seine Forschungsergebnisse in den Contributions des Naturhistorischen Museums Bern zu veröffentlichen traten seine Arbeiten in die „heisse Phase“ ein und das Ziel, alle europäischen Arten zu bearbeiten nahm Gestalt an. Dazu besuchte er auch verschiedene Museen im In- und Ausland. Eine Feldexkursion zum Studium einer weiteren Arte führte in auf abenteuerliche Pfade der Ostslowakei, weitere in die Alpes Maritimes und auf den Peloponnes.

Herr Bryner konnte Präparate von 55 Arten zusammentragen und von 32 Arten die Entwicklung dokumentieren. Schlussendlich gelang auch noch ein Neunachweis einer aus der Schweiz beschriebenen, aber seither fast hunderundfünfzig Jahre lang nicht mehr gefundenen Art.

Nach umfangreichen Vorbereitungsarbeiten erschien das Buch schliesslich im April 2020. Vier Taxa bleiben vorläufig ungeklärt und in acht weiteren verbergen sich möglicherweise kryptische Arten.

Dem Vortrag folgt eine angeregte Diskussion über Adeliden und die beeindruckende Arbeit des Referenten.

Geschäftliches

Anwesende

24 Mitglieder, 8 Gäste, Total 32 Personen

Schluss der Sitzung

21:45 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Sing mir deinen Namen! Auf dem Weg zu einer modernen Faunistik über Singzikaden (Cicadidae) der Schweiz

Vortrag von Thomas Hertach, Hedingen

Singzikaden (Cicadidae) gehören zu den bekanntesten und lautesten Insekten, besonders im mediterranen Raum. Die spezifischen Gesänge verraten viele Arten sofort. Sie sind aber – wohl als Ergebnis ihrer Scheue – relativ schlecht untersucht.

Mit einem integrativen Ansatz aus Akustik, Genetik, Morphologie, Ökologie und Verbreitung wurden mehrere komplexe Taxa neu entdeckt, sogar in der Schweiz. Die Studien im Rahmen einer Dissertation an der Universität Basel sind Basis für einen wirksameren Schutz dieser bislang versteckten Biodiversität.

Gäste willkommen!